„Da war einer im Fernsehen, der schießt seine Rinder auf der Weide.“, hat mir meine Mutter erzählt. Das war vor mehr als zehn Jahren. Nach einer kurzen Recherche im Internet bin ich auf Hermann Maier und den Uria-Verein gestoßen. Ich wollte die Herde am Fuß der Schwäbischen Alb sehen und Hermann kennenlernen. Er schwätzt, wie ihm sein schwäbischer Schnabel gewachsen ist, er nimmt kein Blatt vor den Mund, egal, wen er vor sich hat. Damit eckt er an; aber hätte er so viel erreicht, wenn er weniger polarisieren würde, wenn er weniger konsequent authentisch wäre? Die Sache, um die es ihm geht, ist die Hölle, durch die Tiere kurz vor der Schlachtung gehen: Das Verladen, das für Weidetiere wie seine besonders stressbehaftet ist, die mitunter stunden- und tagelangen unter zum Teil unwürdigen Bedingungen, die manche Tiere nicht oder nur in jämmerlichem Zustand überleben, das Entladen und Treiben in den Schlachthof, eine ungewohnte Umgebung, die nach Stress und Tod riecht. Wusstet ihr, dass Rinder (und ich vermute, auch andere Tiere) am Geruch des Blutes und des Urins eines Artgenossen erkennen können, ob dieser Stress hatte? Dann muss in den meisten Schlachthöfen alles schnell gehen, denn Zeit ist Geld. Geld, das die meisten Fleischesser nicht zahlen wollen. Die Fehlbetäubungsrate bei Rindern liegt zwischen vier und über neun Prozent. Laut Prof. Troeger vom Kulmbacher Max-Rubner-Institut betrifft dies deutschlandweit mehr als 200.000 Tiere pro Jahr. Es gibt jedoch auch höhere Zahlen: Der Veterinär und Vizepräsident des Landestierschutzverbandes in NRW, Dr. Ralf Unna, geht nach eigenen Untersuchungen sogar davon aus, dass ein knappes Drittel der Bolzenschüsse fehlerhaft sind, davon wären allein in NRW über 200.000 Rinder pro Jahr betroffen. Bitte lest weiter, ich komme gleich zurück zu Hermann und seinen Rindern… Der Dt. Tierschutzbund berichtet von angemeldeten Kontrollen in Schlachthöfen, bei denen Missstände von Mitarbeitern und Amtstierärzten ignoriert oder schlichtweg nicht erkannt werden. Das Tierschutzgesetz wird missachtet, meist ungestraft. Wir alle machen uns als Konsumenten hochgradig schuldig. Richtlinien der Bioverbände bzgl. Schlachtung bestehen meist nur auf dem Papier. Der Tierhalter ist offiziell verpflichtet, sicherzustellen, dass der Schlachthof diese Richtlinien einhält, doch in der Praxis ist das kaum zu bewerkstelligen. Zudem finde ich es mehr als absurd, dass gerade und selbst noch beim Sterben ein Unterschied gemacht werden soll, dass den einen mehr zugemutet werden soll als den anderen.
Ich war lang aktiv im Uria-Verein, der sich stark macht gegen Lebendtransporte von Schlachttieren und für die Betäubung von Rindern auf der Weide einen Präzedenzfall geschaffen hat. 12 aufreibende Jahre lang hat Hermann (und seine Familie mit ihm) dafür gekämpft, dass seinen Tieren diese Hölle erspart bleibt. Eine Zeit, in der er keines von ihnen schlachten ließ. Die Herde ist von 40 auf 200 Tiere angewachsen, angewachsen sind auch Kosten für Futter und Anwälte. Hermann wird wohl privat nie mehr etwas besitzen, den Hof hat er auf seine Tochter Annette überschrieben.
Die Uria-Rinder leben im Herdenverband auf großen Weiden, gebären selbst ihre Kälber, haben zum Unterstellen einen offenen Stall, den sie aufsuchen können, wann immer sie wollen. Jedes hat einen Namen, Hermann und Annette gehen in die behornte Herde, sie werden von den Tieren respektiert, die Rinder lassen sich kraulen und fressen aus der Hand. Die Maiers wissen, wie sie mit den Tieren umzugehen haben, beobachten sie und kennen deren Körpersprache, so werden sie auch von den beeindruckenden Bullen akzeptiert. Leicht fällt Hermann das Töten nicht, er liebt seine Tiere, und doch weiß er, dass das, was er tut, das absolut Beste ist, solange die Menschen Fleisch essen wollen. Er geht mit großer innerer Ruhe in die Herde, das ausgewählte Tier sollte möglichst liegend ruhen. Er geht ganz nah ran und gibt mit dem Gewehr mit Schalldämpfer einen Schuss in den Schädel des Rindes ab. Die Herdenmitglieder zucken kurz zusammen, schnuppern vielleicht am auf der Erde liegenden Tier und wenden sich nach kurzem wieder der Weide und dem Fressen zu. Das zeigt deutlich, dass nicht unbedingt der Tod eines Artgenossen schlimm ist, sondern die Situation, die stressgeladene Atmosphäre drumherum.
Den Maiers wurden immer wieder große Steine in den Weg gelegt; ich bewundere sie für ihre Unbeirrbarkeit, mit der sie auf ihrem Weg bleiben. Sie waren eine der ersten, die diese Art der Tötung durchgesetzt haben, mittlerweile gibt es viele Mitstreiter und Betriebe, die es auch so machen. Kein Tierhalter, mit dem ich mich bisher unterhalten habe (vorrangig Bio-Betriebe) hat ein rundum gutes Gefühl dabei, seine Tiere zum Schlachthof zu schicken. Doch die Betäubung auf der Weide bedeutet oft eine logistische Veränderung bzw. Anschaffungen und so auch einen finanziellen Aufwand, denn es gibt strenge Vorgaben und enge Zeitfenster, in denen das Tier jeweils entblutet und dann zerlegt werden muss.
Hier könnt ihr euch die Rinder anschauen und euch informieren: https://uria.de/ Und hier könnt ihr euch einen 8-minütigen Film anschauen, der bei SWR Odysso lief.
Es ist eine Freude, diese Rinder zu sehen und zu wissen, was ihnen erspart bleibt. Ich bin voller Dankbarkeit für Hermann und alle, die sich stark machen auf dem Weg in eine lebenswertere Welt, Schritt für Schritt.
Hermann ist auch beratend tätig für Landwirte, die den Weideschuss auf ihrem Hof umsetzen möchten.
Ebenfalls beraten kann Lea Trampenau von Innovative Schlachtsysteme.
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pHqghUme (Dienstag, 04 Juni 2024 17:46)
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