Wieder einmal ist die Zeit da, in der einfach alles gleichzeitig getan werden will hier in der Gärtnerei: Wir haben die Aussaaten für den Rot- und Weißkohl, den Wirsing und Spitzkohl gemacht, auch die samenfeste Gurke Arola ist schon gut gekeimt und steht in ihren Töpfchen neben den gesäten Zucchini im Glas-Gewächshaus, wo sie es schön warm hat. In den Gewächshäusern sind die frühen Salate, Radieschen und Spinat fast abgeerntet, hier wachsen schon die Tomaten- und Paprikapflanzen.
Alle zwei Wochen pflanzen wir über 1000 Salate, außerdem in regelmäßigen Abständen Kohlrabi. Kommende Woche werden der Herbstlauch und der Knollensellerie gepflanzt. Das alles ist nicht nur körperliche Arbeit, denn die Dinge sollen zum rechten Zeitpunkt getan werden, unser Alltag fordert auch unseren Kopf. Wir - das ist vor allem Lutz, der Gärtner, doch auch ich (Melanie) wachse immer mehr in alles hinein – müssen die ganze Gärtnerei im Blick haben, die verschiedenen Gemüse zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Anzahl Charlotte für die Abokisten anbieten und schauen, dass noch genug für den Markt und evtl. für die Bioläden da ist: Wenn es jetzt wärmer wird, sind die letzten Salate in den Gewächshäusern anfälliger für Fäulnis, das sollten wir im Blick haben und sie rechtzeitig ernten; Radieschen und Rucola „schießen“ jetzt schnell in den Häusern, denn die Wärme setzt sie unter Stress, sie wollen also noch blühen, Samen bilden und sich vermehren. Für uns und die Ernte ist das natürlich eher nachteilig.
In den Gewächshäusern bewässern wir regelmäßig und auch die vielen Jungpflanzen, die noch darauf warten, aufs Feld gebracht zu werden, haben wir im Blick, denn sie trocknen schnell aus. Wir freuen uns also umso mehr, dass es ein bisschen geregnet hat, denn das erspart uns zumindest die Bewässerung im Freiland. Allgemein ist es viel zu trocken und vor allem die frisch gepflanzten Gemüse brauchen Feuchtigkeit im Oberboden. Der Dürremonitor des UFZ zeigt, dass in weiten Teilen Deutschlands schwere bis außergewöhnliche Dürre herrscht und dass in manchen Gebieten kein pflanzenverfügbares Wasser im Oberboden vorhanden ist; der starke Wind in letzter Zeit hat sehr zur Austrocknung beigetragen.
Am Samstag vor einer Woche haben wir am Abend Hornmist gespritzt, eines der biodynamischen Präparate. Der Beratungsdienst des Demeter e.V. wies in einem Rundschreiben darauf hin, dass der Tag besonders günstig dafür ist. Wir arbeiten ja auch mit dem Aussaatkalender von Maria Thun, der den Mond und die aktuelle Planetenkonstellation berücksichtigt. An diesem Samstag war also Wurzeltag, das ist besonders förderlich für die Ausbringung von Hornmist, der ja ausgleichend auf das Bodenleben und das Wurzelwachstum wirkt. Außerdem zeigen Erfahrungen aus Trockengebieten und –zeiten in Österreich, Südbaden, Australien und Kanada, dass die großflächige Ausbringung dieses Präparats (zur gleichen Zeit auf vielen Betrieben und auch in Hausgärten einer Region) den nächtlichen Taufall bis zur Wetteränderung fördern kann.
Trotz der Trockenheit beschenkt uns die Natur gerade mit den verschiedensten Schattierungen von sattem Frühlingsgrün auf unseren Feldern und Wiesen und im direkt angrenzenden Wald. Wenn wir im Rad des Alltags manchmal bewusst kurz innehalten und den Blick schweifen lassen, können wir es kaum glauben, dass einfach plötzlich alles grünt und sprießt. Dieses Grün macht etwas in mir, es gibt mir mehr als der kahle Winter ein Gefühl von Zuhause sein in der Natur, ich fühle mich geborgen in all dem Grün, das so viel Struktur um mich herum bildet in seinem Wachstum. Und nebenan im Wald ruft der Kuckuck und flötet der Pirol und zeugt ebenfalls von all dem Leben um uns.
Auf dass auch Sie frühlingshafte Freude und Leben spüren können in dieser verrückten Zeit.
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