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Der Sommer liegt in meiner Hand...

 

 

…in Form der Samen der Schwarzen Krim, eine alte Tomatensorte, die in dem wundervollen Buch „Tomatenlust“ von Ute Studer an mehreren Stellen empfohlen wird. Eine Fleischtomate wie die Berner Rose, wahnsinnig aromatisch und von tiefroter bis fast ins Schwarz gehender Färbung. In meiner Aussaatkiste habe ich die Erde relativ fest angedrückt, damit die kleinen Wurzeln gleich guten Kontakt bekommen. Dann habe ich Rillen in die Erde gedrückt und nun schaue ich mir ehrfürchtig und voller Bewunderung die kleinen Samen in meiner Hand an. Dabei sehe ich im Geist die wachsende Pflanze, die wir dann jede Woche ein Stück an ihrer Schnur im Gewächshaus hochleiten, bis sie schließlich irgendwann so groß ist, dass wir ihre Früchte mit einer Leiter ernten werden. Ich fühle die Hitze des Sommers, sehe uns im grün-roten Dschungel des Tomatenhauses und eine tiefe Freude erfüllt mich ob dieses Wunders in dem kleinen Korn in meiner Hand, das etwas ganz Besonderes ist; es ist der Samen einer von ca. 15.000 bekannten samenfesten Tomatensorten.

 

 

                                                                                                        Samen der Cocktailtomate Trixi,   

                                                                                                        ebenfalls eine samenfeste Sorte

 

Von diesen Sorten können Gärtner selbst Saatgut ernten, es im nächsten Jahr aussäen und es wird (wenn ein paar Grundsätze bzgl. möglicher Kreuzungen mit anderen Sorten etc. beachtet werden) wieder eine Pflanze mit den gleichen Eigenschaften wachsen. Diese Sorten können Gärtner weiterentwickeln und so gezielt an die klimatischen und die Bodenbedingungen des jeweiligen Standortes anpassen. Darin liegt ein unglaublich hoher Wert, solches Saatgut ist Kulturgut und es sichert die aromatische, geschmackliche und genetische Vielfalt und die Unabhängigkeit von großen Konzernen, die Patente auf für den modernen Markt gezüchtete Sorten und ihr Saatgut haben.

Die sogenannten F1-Hybride beherrschen den Markt, es sind Pflanzen, die einige wenige Merkmale stark ausgeprägt haben (Größe der Früchte, Lagerfähigkeit, Transportfähigkeit…), die Früchte sind gleichförmig und unter guten Bedingungen sind die Pflanzen sehr ertragsstark. Wenn sie allerdings unter hohem Einsatz von Mineraldünger auf extrem ausgelaugten Böden und/oder in großen Monokulturen wachsen müssen, stehen sie unter Stress und werden schnell krank, im konventionellen Anbau kommen an dieser Stelle Herbizide, Pestizide, Fungizide ins Spiel, die ihrerseits wiederum das Bodenleben noch mehr schwächen.

 

Solche Hybride entstehen (teils im Labor) aus aufwendiger Züchtung zweier Inzuchtlinien und deren abschließender Kreuzung. Die erste Generation (F1) ist überaus leistungsstark (sog. Heterosiseffekt), in der nächsten Generation verlieren sich die Merkmale jedoch wieder. Aus diesem Grund macht es wenig Sinn, dieses Saatgut zu ernten und neu auszusäen, das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden.

Wir wollen Sie nicht nur an unserer Arbeit teilhaben lassen, sondern auch an unseren Nöten und an dem, was uns im Inneren bewegt: Leider sind samenfeste Sorten auch aus dem ökologischen Anbau mehr und mehr verschwunden, die noch vorhandenen müssen dringend gepflegt und durch Weiterentwicklung an eventuell geänderte (klimatische) Bedingungen angepasst werden. Daran arbeitet zum Beispiel die Bingenheimer Saatgut AG (hier beziehen wir den Großteil unseres Saatguts) oder Kultursaat e.V. Wir und viele andere Gärtnereien sind leider zumindest teilweise wirtschaftlich noch auf den Anbau von ertragsstarken Hybriden angewiesen. Das ist ein Dilemma. Demeter als Verband spricht sich klar für den Anbau samenfester Sorten aus, im Demeter-Getreideanbau sind Hybride nicht zugelassen, für den Gemüseanbau werden die Richtlinien in den nächsten Jahren dementsprechend angepasst. Doch in der Zwischenzeit ist es unbedingt notwendig, unseren Kunden die Dringlichkeit und Wichtigkeit dieses Schrittes bekannt und bewusst zu machen, um eine entsprechende (auch monetäre) Wertschätzung dieses hohen Gutes zu fördern. Der Forschungsring für Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise hat übrigens herausgefunden, dass der Vitalwert von samenfestem Gemüse höher ist als der von Hybriden.

 

Um all dies zu vermitteln, brauchen wir die Verbände (in unserem Fall der Demeter e.V.), die uns Gärtnern den Rücken stärken und ebenfalls aktiv Informationsarbeit leisten, wir brauchen den Kontakt zu Ihnen als Verbraucher, wir brauchen Bioläden, die über Wissen verfügen bzgl. solcher Themen und das ihren Kunden im Gespräch vermitteln können. Auch im Hinblick darauf ist die Entscheidung von Demeter zur Kooperation mit den konventionellen Supermarktketten (aktuell Kaufland) ein großes Thema bei uns und vielen anderen Betrieben. Doch dazu mehr demnächst.

 

Ihnen allen ganz viel tiefe Herzensfreude mit der sprießenden, grünenden und bald blühenden Frühlingsnatur.

 

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